Aus der Geschichte der
Trachtenkapelle Strittmatt

Musik und Gesang hatten in Strittmatt stets eine gute Heimat. In einem in Freiburg aufbewahrten Aktenstück aus dem 19. Jahrhundert steht der Vermerk: „Im Orte Strittmatt sind die Leute außergewöhnlich begabt in musikalischer Hinsicht.“ Dies sind gute Voraussetzungen zur Gründung eines Vereins. So ist es kaum verwunderlich, dass sich in Strittmatt schon früh Musikanten zusammenschlossen um gemeinsam zu musizieren.

Dies war die Legung des Grundsteins für die Entstehung des Musikvereins, der sein 150-jähriges Bestehen feiern konnte. Dieser lange Zeitraum gibt genug Anlass um einige wichtige Eckpunkte aus unserer Vereinsgeschichte hier aufzuführen.


Der Musikverein Strittmatt an Ostern 1926 mit den Erstkommunikanten des Dorfes.

Gründung 1858
Um diese Zeit schlossen sich die Strittmatter Blasmusikanten auf einer vereinsmäßigen Basis zusammen und umrahmten Kirchenfeste, Hochzeiten und viele andere Feiern und Festen im Ort. Ausgangspunkt des Musiklebens in Strittmatt war die Familie Johann Berger im Unterdorf. Johann Berger, der am Anfang Dirigent und Vorsitzender war, schrieb alle Partituren und Noten eigenhändig ab. Sein Rüstzeug für die örtliche Dirigententätigkeit hatte er sich vermutlich während seiner aktiven Dienstzeit bei der Militärmusik erworben. Zu dieser Zeit gehörten alle Instrumente den Musikern selbst.

1861
In einem Zeitungsbericht im „Albbote“ wurde die „gut organisierte Blechmusik von Strittmatt“, die anlässlich der Geburtstagsfeier des Großherzogs Friedrich den Festtag in Görwihl musikalisch verschönerte, erwähnt.

1863
Die Musiker von Strittmatt wurden in einem weiteren Bericht erwähnt, da sie sich an einem Gartenfest, das gemeinsam mit anderen Vereinen in Görwihl stattfand, beteiligten.

1891
Durch Adolf Kaiser erfolgte eine straffe Neuorganisation des Musikvereins Strittmatt. Er stellte neue Statuten auf, welche am 01. Dezember 1891 von zwölf aktiven Musikern angenommen wurden. Die instrumentelle Besetzung war zu diesem Zeitpunkt verglichen mit heute sehr dürftig und sah wie folgt aus: Es gab zwei Basstrompeten, zwei Althörner, zwei Trompeten, zwei Klarinetten, ein Tenorhorn, ein Schellenbaum und eine Trommel mit Platten. Damals konnte jeder unbescholtene Bürger Mitglied werden, der sich bereit erklärte ein Musikinstrument und die notwendigen Bücher anzuschaffen. Musikproben fanden zwei Mal wöchentlich statt. Jedes Mitglied hatte einen Monatsbeitrag von 10 Pfennig zu leisten. Zusätzlich wurde das Versäumen einer Probe mit einer Buße von 20 Pfennig belegt.

1893
In diesem Jahr spielte die „alte Musik“ für längere Zeit zum letzten Mal, denn durch mehrere Einberufungen zum Militärdienst entstand im Verein eine Krise. In den folgenden Jahren trat der Musikverein bei öffentlichen Anlässen nicht mehr in Erscheinung.

1925
Erst im Herbst 1925 fanden sich musikbegeisterte Männer zur Wiedergründung des Vereins zusammen. Äußerer Anlass hierzu war die Einweihung der neu erbauten Kirche in Strittmatt. Dem Verein traten damals 46 Männer und Burschen bei. Zum Festanzug gehörte Frack und Zylinder. An Weihnachten 1925 spielte die Kapelle bereits wieder im Gottesdienst. Im Verlauf der folgenden Jahre war der Musikverein bei sämtlichen örtlichen Festlichkeiten nicht mehr wegzudenken. Geselligkeit und Frohsinn zeichnen die vielen Einträge der Vereinschronik aus. So unternahm der Verein schon damals gemeinsame Ausflüge, veranstaltete Tanzbelustigungen und Theaterabende.

1945
Der 2. Weltkrieg hatte dem Verein stark zugesetzt, denn es gab viele Verluste unter den Musikern zu beklagen. Doch mit einem kleinen Häuflein aus Krieg und Gefangenschaft Zurückgekehrten konnte 1945 an Weihnachten bereits wieder ein Musikstück in der Kirche zu Gehör gebracht werden. Nun war es natürlich wichtig den Nachwuchs zu schulen. Dafür setzte sich Josef Schmidt besonders ein.

1953
Im Sommer diesen Jahres wurden die 21 Musiker mit einer neuen, einheitlichen Uniform zum Preis von je 108 DM ausgestattet. Die neue Kleidung wurde erstmals zur Umrahmung des Fronleichnamsfestes getragen.

1958
Das Bezirksmusikfest wurde in Strittmatt abgehalten. Dabei ergab sich die Freundschaft zwischen den Strittmatter Musikanten und der Trachtenkapelle Peiting aus Bayern.


Der Musikverein Strittmatt 1958
1. Reihe von links: Josef Ebner, Fridolin Schäuble, Theodor Eckert, Heinrich Birkler, Gustav Stoll
2. Reihe von links: Rolf Schneider, Walter Matt, Karl Eckert, Eugen Eckert, Herbert Ebner, Erwin Sutter, Josef Eckert
3. Reihe von links: Wilhelm Stoll, Paul Matt, Heinrich Kaiser, Helmut Wasmer

1965
Da die alten Uniformen unansehnlich geworden waren und nicht mehr passten, beschloss man die Beschaffung einer neuen Einheitskleidung. Dies sollte eine zweckmäßige Schwarzwäldertracht sein, bestehend aus einer schwarzen Hose, einer roten Weste und einem runden Schwarzwälderhut. Beim Trachtenfest 1965 wurde die neue Tracht vorgestellt.


Von links: Fridolin Schäuble, Theodor Eckert, Gustav Stoll, Adolf Eckert, Heinrich Kaiser, Dirigent Werner Stoll, Heinrich Birkler, Helmut Wasmer, Kurt Wasmer, Paul Matt, Wilhelm Stoll, Josef Ebner, Walter Matt, Karl Eckert, Rolf Schneider Trachtenkinder von links: Günter Ebner, Franz Schneider, Irmtraud Matt, Walburga Birkler

1966
Auf der Hauptversammlung wurde die Namensänderung in „Trachtenkapelle Strittmatt“ beschlossen. Im selben Jahr erhielt die Kapelle ein eigenes Vereins- und Probelokal im neu erbauten Mehrzweckhaus in Strittmatt. Zu dieser Zeit befanden sich unter den Jungbläsern erstmals auch Mädchen.

1970
Mit der Darbietung von Theaterstücken beim Weihnachtskonzert im Gasthaus Hirschen lebt ein alter Brauch des Vereins wieder auf.


1983
In den Tagen vom 29. Juli bis zum 01. August feierte die Trachtenkapelle Strittmatt ihr 125-jähriges Bestehen verbunden mit dem Bezirksmusikfest. Hierzu wurde im „Algi“ ein großes Festzelt errichtet. Damals zählte die Kapelle 26 aktive Musiker und 10 Jungbläser in der Ausbildung.

1984
In diesem Jahr hat der Verein 34 aktive Mitglieder, die im Orchester folgende Instrumente spielten: 5 Trompeten, 5 Tenorhörner, 6 Flügelhörner, 2 Baritone, 2 Bässe, 3 Posaunen, 6 Klarinetten, 1 Es- Horn, 2 Saxophone und 2 Schlagzeuge. Im September traf sich die TKS zu Video- und Kassettenaufnahmen. Dabei spielten sie vor verschiedenen Hintergründen der drei Orte Engelschwand, Strittmatt und Segeten. Insgesamt hatte der Verein in diesem Jahr 33 öffentliche Auftritte, auf die er sich in 44 Proben vorbereitete.

1985
Am 24. Dezember erleben die Musiker etwas bisher Einmaliges. Als die zum Abschluss der Christmette das Stück „Weiße Weihnacht“ spielten, erhielten sie einen herzlichen Applaus. In der Vereinschronik wurde stolz vermerkt: „… das hat es bis dahin in der Strittmatter Kirche noch nie gegeben.“

1987
Helmut Wasmer wurde zum Ehrenvorstand der Trachtenkapelle ernannt. Dies ist bis heute einmalig in der Geschichte des Vereins. Ebenfalls bemerkenswert ist, dass in diesem Jahr bei den insgesamt 61 Proben eine Beteiligung von 89 % verzeichnet werden konnte. Zum Jahreswechsel zählte der Verein 40 aktive Musiker und 15 Jungbläser.

1988
Über das Wochenende vom 12. bis zum 15. August feierte die Trachtenkapelle Strittmatt ihr 130-jähriges Bestehen im reichdekorierten Festezelt. Fräulein Josefine Schwemmer hatte mit vielen fleißigen Strittmatter Frauen hierzu über 5000 Rosen angefertigt.

1990
Beim Sommerfest (25. bis 29. August) gab der Verein erstmals ein Wunschkonzert, dessen Spitzenreiter die Polka „In der Weinschenke“ war.


1991
In diesem Jahr wirkte die TKS an einem Gemeinschaftskonzert in Görwihl mit. Die anderen teilnehmenden Vereine waren der Sängerbund Görwihl, Männergesangsverein Rotzingen und der Männerchor Harpolingen. Unter der Leitung von Werner Stoll gab die Trachtenkapelle ein gelungenes Kirchenkonzert mit beträchtlichem Leistungsniveau zum Besten. Die Trachtenkapelle bestand damals aus 42 aktiven Musiker in folgender Besetzung: 5 Trompeten, 6 Flügelhörner, 4 Tenorhörner, 4 Es- Hörner, 2 Bässe, 4 Saxophone, 1 Schlagzeug, 1 große Trommel, 3 Querflöten, 7 Klarinetten und 5 Posaunen.

1993
Die Trachtenkapelle Strittmatt gab am 3. April 1993 zum ersten Mal ihr Jahreskonzert in der Hotzenwaldhalle in Görwihl. Mit einem abwechslungsreichen Programm begeisterten sie die rund 300 Besucher. An diesem Abend trugen die Strittmatter Musikanten erstmalig ihr Dorfwappen als gesticktes Emblem auf der Tracht. Das bedeutendste Ereignis in diesem Jahr, war das im August gefeierte Jubiläum „135 Jahre Trachtenkapelle Strittmatt e.V.“ verbunden mit dem Bezirksmusikfest. Gefeiert wurde bei bestem Festwetter im großen Zelt im „Algi“. Im Festjahr zählte die TKS 43 aktive Mitglieder. 4 Querflöten, 10 Klarinetten, 4 Saxophone, 4 Flügelhörner, 5 Trompeten, 3 Es- Hörner, 4 Tenorhörner/Bariton, 5 Posaunen, 2 Bässe, 1 Schlagzeug und 1 gr. Trommel.


1994
Das Frühjahrskonzert fand am 26. März erstmals im neuen Bürgersaal im Obergeschoss des Kindergartens in Strittmatt statt. Dabei gab Werner Stoll den Dirigentenstab an Markus Schlegel weiter.


1995
Infolge des Raummangels war der Verein vor einiger Zeit vom Theaterspielen abgekommen. Doch der neue Bürgersaal bot für solche Vorhaben ungeahnte Möglichkeiten. So nahm die TKS im Januar die alte Tradition wieder auf und brachte unter der Regie von Günther Weber ein Theaterstück auf die Bühne. Im Dezember folgte schon das nächste.

1997
In diesem Jahr unternahm die TKS bei ihrem Jahreskonzert am 19. April einen Ausflug durch die fast 140-jährige Vereinsgeschichte. Hierbei setzte sie einige markante Meilensteine in der Geschichte gekonnt in Szene. So beispielsweise das familiäre Zusammenspiel erster Musikanten, Auftritte in Frack und Zylinder, bis hin zur heutigen Besetzung.

1998
Die TKS feierte in der Zeit vom 27. bis zum 29. Juni ihr 140-jähriges Bestehen mit einem großen Zeltfest. Damals zählt der Verein 41 aktive Musiker, im Durchschnittsalter von 25 Jahren.

1999
Da der Bestand alter Schwarzwäldertrachten nicht mehr für die steigende Mitgliederzahl ausreichte, beschloss der Verein die Anschaffung einer neuen Tracht. Die neue Tracht ist der Alten sehr ähnlich, sie besteht ebenfalls aus einer schwarzen Hose/Rock und einer roten Weste. Zusätzlich erhielten die Musiker Trachtenhemden und Blusen. Die Frauen einigten sich auf einheitliche Schuhe und der Hut wurde für die Musikantinnen abgeschafft. Am Jahreskonzert am 27. März trugen sie zum ersten Mal ihre neue Kleidung.

2001
In diesem Jahr erstellten die Mitglieder der TKS in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Görwihl ein geräumiges Gerätehaus am künftigen Festplatz am Waldrand beim „Bolzplatz“ in Strittmatt.

2003
Über das Wochenende vom 13. bis 16. Juni richtete die TKS anlässlich ihres 145-jährigen Bestehens ein Fest aus, das mit dem Bezirksmusikfest verbunden war. Dieses Zeltfest wurde erstmals auf dem neuen Festplatz beim „Bolzplatz“ in Strittmatt gefeiert. Im Jubiläumsjahr zählte der Verein 51 aktive Musiker und 7 Zöglinge in der Ausbildung.


2004
Der Verein erhält von Ehrenvorstand Helmut Wasmer eine in mühevoller Arbeit selbst zusammengestellte historische Chronik. In neun Bänden beschreibt sie die Geschichte der TKS.


2007
Die TKS wird erstmals von einer Frau dirigiert. Die erst 21 jährige Sabrina Siebold aus Oberwihl hat in diesem Jahr mit dem Verein ein abwechslungsreiches Jahreskonzert vorbereitet.

2008 Im Jubiläumsjahr zählt die Trachtenkapelle 46 aktive Mitglieder. Kontinuierlich arbeitet der Verein an der qualitativen Verbesserung seiner Musik. So sind in den letzten Jahren auch einige neue Instrumente wie Pauke und Oboe hinzugekommen. Die Kapelle ist eine junge motivierte Truppe.


Bei der Jahreshauptversammlung haben die Mitglieder der Trachtenkapelle Strittmatt beschlossen, anlässlich des 150-jährigen Bestehens des Vereins eine Vereinsfahne anfertigen zu lassen.


(Bild: Fahnenentwurf Frühjahr 08)

Die Fahne wurde weitestgehend aus Spenden finanziert. An dieser Stelle allen Spendern ein herzliches Dankeschön. Nur durch sie wurde es uns ermöglicht, eine handgearbeitete Vereinsfahne aus hochwertigem Stoff und mit kunstvollen Stickereien anfertigen zu lassen.

Die Weihe der neuen Fahne war ein kleines Ritual und fand am 31. August 2008 während des Zeltgottesdienstes statt. Vor dem Festgottesdienst wurde das Tuch an der Stange befestigt („Nagelung“). Danach stand die Fahne während des Gottesdienstes am Altar. Während der Wandlung und beim Segen wurde sie als Zeichen der Verbundenheit zwischen Verein und Kirche zu den Vereinsaktiven hin gesenkt. Anschließend erfolgte die Übergabe an den eigens ausgewählten Fähnrich, der nun die Verantwortung für die Fahne trägt. Für diese Aufgabe konnte die Trachtenkapelle Berthold Schmidt Ehrenmitglied der TKS gewinnen.

In Zukunft wird die Vereinsfahne zu festlichen Anlässen wie z.B. Märschen, Prozessionen usw. als Vereinserkennung mitgeführt. Die Fahne soll ähnlich wie die einheitliche Tracht die gemeinsame Herkunft und die Zusammengehörigkeit nach außen hin zeigen.